Babesiose oder „Hundemalaria“

Die Babesiose ist eine in Deutschland seltene, durch Babesien (kleine parasitische Einzeller, die rote Blutkörperchen befallen) hervorgerufene Infektionskrankheit. Die Erkrankung ist nach dem ungarischen Pathologen Victor Babes benannt, der Ende des 19. Jahrhunderts die Einzeller in roten Blutzellen von Rindern nachgewiesen hat. Babesien kommen weltweit vor; mittlerweile sind über 100 verschiedene Babesien-Arten identifiziert, die durch verschiedene Zeckenarten auf Wild- und Haustiere wie z.B. Hunde, Pferde oder Rinder übertragen werden können. Erkrankungen beim Menschen kommen selten vor. Die Symptome ähneln denen der Malaria. Die einheimische Hundebabesie (Babesia canis) ist für den Hund gefährlich, nicht aber für den Menschen. Überträger ist die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), die sich in den vergangenen 2-3 Jahrzehnten innerhalb Deutschlands nach Norden und Osten ausgebreitet hat und mittlerweile in den meisten Bundesländern anzutreffen ist.

Wichtiger Überträger der Babesiose ist die Auwaldzecke

Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) kommt in Deutschland deutlich seltener vor als der Gemeine Holzbock, ist jedoch nicht weniger gefährlich. Diese Zeckenart kommt überwiegend in Flussnähe, Auwäldern und Moorlandschaften vor. Sie hat einen Rückenschild, der bei den Männchen ganz und bei den weiblichen Zecken teilweise bunt marmoriert ist. Ursprünglich im südlicheren Europa beheimatet, hat sich das Verbreitungsgebiet der Auwaldzecke seit rund vier Jahrzehnten nach Norden ausgedehnt. In Deutschland kam sie zunächst an Oberrhein und Elbe vor. Mittlerweile haben sich in ganz Deutschland vereinzelte Populationen gebildet.

Symptome der Babesiose ähneln der Malaria

Nach einem Zeckenstich, bei dem eine Babesien-Infektion stattgefunden hat, zeigen sich die ersten Symptome wie Übelkeit, Appetitverlust und Müdigkeit in der Regel nach einer Woche. In den Tagen danach können hohes Fieber, starke Schweißausbrüche und Muskel- und Kopfschmerzen auftreten. Wie bei der Malaria können diese Symptome in wechselnden Phasen auftreten, sich wieder abschwächen, um später erneut zurückzukehren. Die Erkrankung dauert meist ein bis zwei Wochen, allerdings kann chronische Müdigkeit über Monate anhalten. Daneben treten auch untypische Verlaufsformen der Babesiose auf, die bei Standardtherapie mehrere Monate, und unbehandelt über ein Jahr anhalten können. Die Behandlung der Babesiose des Menschen erfolgt durch eine Kombination von Malaria-Medikamenten wie z.B. Chinin und Antibiotika.

Grafik: Lebenszyklus der Babesiose (Zeckenkrankheit)

Babesiose ist vor allem gefährlich für Menschen mit geschwächtem Immunsystem

Die Schwere eines Babesiose-Krankheitsverlaufs variiert in Abhängigkeit vom Zustand des Immunsystems der Betroffenen und der Babesien-Art, mit der sich jemand infiziert hat. Eine Infektion verläuft bei ca. der Hälfte betroffener Kinder und einem Viertel der infizierten Erwachsenen ohne Symptome. Das Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf ist höher bei Neugeborenen, Menschen im Alter von über 50 Jahren und bei Patienten, die deren Immunsystem medikamentös unterdrückt wird, z.B. im Rahmen einer Krebstherapie oder einer Organtransplantation.

Die beste Babesiose-Vorbeugung: Zeckenkontakt vermeiden

Die effektivste persönliche Vorbeuge-Maßnahme einer Babesien-Infektion ist, das Risiko zu verringern, von einer möglicherweise mit Babesien infizierten Zecke gestochen zu werden. Das erreicht man, indem man Wälder oder Wiesen meidet, oder zumindest lange, schützende Kleidung oder Repellents zur Abwehr von Zecken trägt. Bei Reisen ins Ausland ist es sinnvoll – vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem – sich zu erkundigen, ob am Reiseziel Zecken und durch Zecken übertragene Erkrankungen vorkommen.

Quelle

Review article im New England Journal of Medicine: Vannier. V. Krause. P.: Human Babesiosis. N Engl J Med 2012; 366:2397-2407

Anzeige