Zeckengebiete: Wo ist mit Zecken zu rechnen?

Die folgenden Angaben beziehen sich in erster Linie auf den Gemeinen Holzbock (zoologischer Name Ixodes ricinus), die mit Abstand häufigste Zecke in Mitteleuropa. Es gibt auch Zeckenarten, die in anderen Lebensräumen vorkommen.

Auf einen Blick: Den Gemeinen Holzbock findet man vor allem:

  • im Laubwald, Mischwald und am Waldrand
  • auf entsprechenden Waldlichtungen, wo Gräser und Kräuter meist eine attraktive Nahrungsquelle für Rehe und Hirsche und andere Tiere bieten
  • auf nicht zu trockenen verwilderten Brachflächen mit Gräsern, Stauden, Büschen und jungen Bäumen
  • in Parks und Gärten, auf Friedhöfen und anderen Grünflächen, insbesondere, wenn sie waldnah liegen und Sträucher, Bäume und hohe Gras- und Krautvegetation aufweisen (auch Farne können auf geeignete Bedingungen für Zecken hinweisen)

In der Regel findet man den Gemeinen Holzbock nicht oder höchstens sehr sporadisch …

  • in Parks und Wäldern ohne ganzjährig vorhandene Streu (z.B. mit Ahorn, Birke, Kastanie, Ulme, Pappel, Weide oder Linde)
  • in trockenen Nadelwäldern
  • in Gärten mit kurz geschnittenen, der Sonne ausgesetzten Rasenflächen und wenig Strauch- und Baumbewuchs, vor allem, wenn sie nicht waldnah gelegen sind

Ist es ganzjährig feucht genug, ist der Gemeine Holzbock durchaus auch im Nadelwald anzutreffen. Intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen wie z.B. Kornfelder sind dagegen kein geeigneter Lebensraum für den Gemeinen Holzbock.

Zeckengebiete: Der Gemeine Holzbock liebt es feucht und nicht zu warm

Der Gemeine Holzbock liebt es feucht und nicht zu warm und ist primär im Wald und am Waldrand sowie an vorwiegend schattigen Plätzen zu finden. Besonders geeignet sind Standorte mit einem reichlichen Vorkommen an Rotbuchen und Eichen. Das Laub dieser Bäume braucht mehrere Jahre, um zu verrotten, und es bildet sich an solchen Standorten im Laufe der Zeit eine ziemlich mächtige Laubstreu aus. Sie bietet wegen ihrer Schichtung für die Zecke ein stabiles Feuchtereservoir und ist deren Rückzugsgebiet bei anhaltender Trockenheit. Es ist für den Gemeinen Holzbock nicht unbedingt notwendig, dass Gräser und Kräuter den Waldboden bedecken. Zecken finden sich oft in größerer Zahl in der Laubstreu.

Günstige Bedingungen findet der Gemeine Holzbock zudem häufig in Parks, auf Friedhöfen, in waldnah gelegenen Gärten sowie auf verwildernden Brachflächen. Voraussetzung ist eine ausreichende Dichte an jungen Bäumen, Sträuchern, Stauden oder Kräutern. Auch die Beschattung durch ein Gebäude oder eine Mauer, vor allem auf deren Nordseite, kann dafür sorgen, dass der Gemeine Holzbock auf einer Fläche ganzjährig genügend Feuchte vorfindet.

Wichtig zum Überleben: geeignete Wirte

Damit sich der Holzbock an solchen Standorten dauerhaft etablieren kann, müssen allerdings geeignete Wirte vorhanden sein. Kleine Säuger wie z.B. Mäuse, Spitzmäuse, Vögel, Igel und Eichhörnchen finden sich auf sehr vielen Grünflächen, sogar in innerstädtischen Parks, wo sie den Larven und Nymphen, nicht aber den Weibchen, als Wirt dienen (Ausnahme: Igel). Auch auf Eidechsen finden sich Larven und Nymphen des Gemeinen Holzbocks. Mittelgroße und große Säuger wie z.B. Hasen, Rotfüchse, Rehe und Hirsche sind ebenfalls bevorzugte Zeckenwirte, – im Unterschied zu den kleineren Wirten werden sie auch von Weibchen und Männchen befallen –, und sorgen auf diese Weise für zum Teil dichte Zeckenpopulationen.

Typische Lebensräume von Zecken

Wo halten sich die Zecken auf, wenn sie auf Wirtsuche sind?

Gemeine Holzböcke, die auf der Suche nach einem Wirt sind, erklimmen exponierte Stellen und warten dort so lange, bis ein Wirt (Tiere oder auch ein Mensch) vorbeikommt, an dem sie sich festhalten können. Dies ist in der Regel die bodennahe Vegetation (Gräser, krautige Pflanzen, Gebüsch), umherliegendes Totholz (Äste, Baumstämme), Baumstümpfe oder Ähnliches. Stehen solche vorteilhaften Wartepunkte in der näheren Umgebung nicht zur Verfügung, findet man die wirtsuchenden Zecken auch direkt auf der Laubstreu.

Meist klettern aktive Zecken nicht sehr hoch. Erwachsene Zecken halten sich in der Regel in einer Höhe von 30–60 cm auf, seltener bis zu 1,5 m. In noch größeren Höhen zu warten, ist wenig sinnvoll, da es keine Tiere gibt, die sie dort erreichen könnten, und ein solches Unternehmen viel wertvolle Energie kosten würde. Nymphen und Larven warten meist in 0–50 cm Höhe auf einen vorbeikommenden Wirt.

Infografik: Bis zu welcher Höhe sich Zecken aufhalten

Wo leben die Zecken, wenn sie nicht auf Wirtsuche sind?

Zecken, die nicht aktiv sind, leben verborgen in der Streuschicht oder der Vegetation direkt über bzw. auf dem Boden. Dort verbringen sie auch den Winter, und dorthin ziehen sie sich auch bei länger anhaltender Trockenheit zurück.

Bis zu welcher Höhe ist im Gebirge in Mitteleuropa mit Zecken zu rechnen?

Wissenschaftliche Untersuchungen in Tschechien kamen zu dem Ergebnis, dass bis in etwa 1200 m Höhe (in einigen Fällen bis 1500 m Höhe) mit Zecken gerechnet werden muss. Studien aus der Schweiz zeigen, dass die Zeckendichte bis in Lagen von ca. 800–1000 m noch recht hoch sein kann. In größeren Höhen nimmt die Dichte in der Regel ab, denn dort limitiert vor allem die kurze Vegetationsperiode mit relativ geringen Temperaturen die Entwicklung und damit das Vorkommen des Gemeinen Holzbocks.

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