Zecken im September/Oktober

Die richtig heißen Tage sind vorbei, die Nächte werden spürbar länger und kühler, es bildet sich reichlich Tau über Nacht. Der sorgt auch dafür, dass der Waldboden in dieser Jahreszeit selten trocken ist, obwohl es üblicherweise weniger regnet als im Juli/August.

Der Wald wartet in guten Jahren im Spätsommer und Herbst mit einem reichlichen Angebot an Pilzen für den fachkundigen Sammler auf. Allerdings finden sich Pilze meist nur abseits der großen Wege – dort, wo auch Zecken (der Gemeine Holzbock, Ixodes ricinus) lauern. Grund genug – vor allem, aber nicht nur für Pilzsammler – zu wissen, wie die Zecken in dieser Jahreszeit ticken!

  • Was passiert mit den Zecken im September/Oktober?
  • Sind sie nach einem langen, warmen Sommer überhaupt noch aktiv?
  • Legen sie jetzt noch einmal einen Endspurt ein, bevor es im Spätherbst zu kalt wird?
GIF: Zecke auf Grashalm im Herbst

Der Spätsommer als Neubeginn

Viel mehr als der Frühling markiert der Sommer beim Gemeinen Holzbock einen jahreszeitlichen Neubeginn, das Eintreten in einen neuen Lebensabschnitt. Zecken, die eine Blutmahlzeit aufgenommen haben, häuten sich stets in dem Sommer, der auf ihre Blutmahlzeit folgt, zum neuen Entwicklungsstadium: die gesogene Larve zur Nymphe, die gesogene Nymphe zur erwachsenen Zecke. Dann heißt es: Nach der Blutmahlzeit ist vor der Blutmahlzeit, denn so ein Zeckenleben ist erst nach 3 Blutmahlzeiten komplett.

Es gibt im Spätsommer/Herbst zwei Gruppen von Zecken

Die Zecken der einen jetzt existierenden Gruppe haben sich bereits im Sommer des Vorjahres (im vorletzten Sommer!) zum aktuellen Entwicklungsstadium gehäutet. Ihre letzte Blutmahlzeit liegt bereits 14–24 Monate zurück, und ihre Reserven neigen sich dem Ende zu. Viele Zecken dieser Gruppe sind bereits eingegangen. Wenn die noch Überlebenden nicht bald einen Wirt finden, werden nur sehr wenige von ihnen den nächsten Winter überstehen und eine weitere Chance bekommen. Diese Zecken sind jetzt aktiv, solange und so oft es die äußeren Bedingungen zulassen.

Die andere, weitaus größere Gruppe der im September/Oktober lebenden Zecken hat sich nach einer Blutmahlzeit im zurückliegenden Jahr erst in diesem Sommer zum vorliegenden Entwicklungsstadium gehäutet und bereitet sich jetzt auf die nächste Wirtsuche vor oder wird auch schon aktiv. Diese Zecken stecken voller Energie, sie werden überwintern und dann auch im folgenden Jahr noch für längere Zeit in der Lage sein, nach einem geeigneten Wirtstier zu suchen.

Zeckenaktivität im Spätsommer/Herbst

Es gibt Jahre, in denen die Zeckenaktivität vom Frühsommer bis zum Spätherbst allmählich abflaut, um dann – meist im November – ihr vorläufiges Ende zu finden. In anderen Jahren geht die Zeckenaktivität im Sommer wärme- und trockenheitsbedingt stark zurück und steigt dann im Spätsommer/Herbst wieder deutlich an, wenn es dann feuchter und nicht mehr ganz so warm ist. Langfristige Voraussagen darüber lassen sich nicht machen, es hängt alles vom Wetterverlauf ab.

Pilzsammler als fernab der Wege durch den Wald streifende Menschen bilden im Spätsommer/Herbst sicherlich eine Hochrisikogruppe. Sie sollten sich auf jeden Fall rechtzeitig informieren, wie sie Zeckenstichen und den damit drohenden Infektionen und Erkrankungen wirksam vorbeugen können.

Was ist mit anderen Zeckenarten?

Die erwachsenen Schafzecken und Auwaldzecken haben nach einer Sommerpause von Ende Mai bis etwa Mitte August ihre herbstliche Aktivität aufgenommen und bleiben aktiv, bis es winterlich kalt wird. Deshalb sollten Hundebesitzer ihre vierbeinigen Begleiter nach einem Aufenthalt im Grünen in dieser Jahreszeit auch gründlich auf Schaf- und Auwaldzecken absuchen.

Wenn Zecken dieser Arten im betreffenden Gebiet vorkommen, ist es wichtig zu wissen, dass sie, anders als der Gemeine Holzbock, häufiger im offenen Gelände als im dichten Wald anzutreffen sind, z.B. auf Wiesenflächen – auch auf Waldwiesen.

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