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Klein, unscheinbar und gefährlich: Zecken sind potenzielle Überträger von Krankheiten wie der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Galt in der Vergangenheit vorwiegend der Süden Deutschlands als Risikogebiet, zeichnet der jährlich vom Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlichte Statusbericht zur FSME-Situation ein anderes Bild: FSME-infizierte Zecken breiten sich zunehmend Richtung Norden aus.

Risikogebiete finden sich vorwiegend in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen sowie vereinzelt in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen. 2022 sind sechs neue FSME-Risikogebiete hinzukommen. Drei davon befinden sich erstmalig in Brandenburg und auch in Nordrhein-Westfalen gibt es mit Solingen zum ersten Mal ein Risikogebiet. Somit besteht aktuell in 175 Stadt- bzw. Landkreisen ein erhöhtes FSME-Risiko.

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Zeckengefahr besteht nicht nur in FSME-Risikogebieten

Auch wenn es in den nördlichen Bundesländern Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie den drei Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen bisher keine FSME-Risikogebiete gibt, ist die Gefahr, die von Zecken ausgeht, auch hier nicht zu unterschätzen. Laut Zecken-Experten Olaf Kahl hat dies zwei Gründe: „Zum einen gibt es auch außerhalb der vom RKI deklarierten Risikogebiete immer wieder einzelne FSME-Fälle. Diese machen ca. fünf Prozent aller gemeldeten Fälle aus. Zum anderen sind Zecken nicht nur Überträger des FSME-Virus. So besteht in ganz Deutschland das Risiko einer Infektion mit Erregern der Lyme-Borreliose“. Im Gegensatz zur FSME gibt es gegen die Lyme-Borreliose keine wirksame Impfung, aber die Möglichkeit einer Therapie mit Antibiotika. Nach jedem Aufenthalt in klassischen Lebensräumen der Zecke (z.B. lichte Wälder, Waldränder, Flächen mit hohem Gras, Gärten und Parks) sollte das gründliche Absuchen des gesamten Körpers deshalb zur Routine gehören.

Rückgang der Fallzahlen nach FSME-Rekordjahr

Nach dem FSME-Rekordjahr 2020 mit 712 Erkrankungsfällen, wurden dem RKI im zurückliegenden Jahr insgesamt 390 FSME-Fälle gemeldet. Drei Menschen starben 2021 an ihrer FSME-Erkrankung. Damit liegen die Fallzahlen für das Jahr 2021 unter dem Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre und stellen den niedrigsten Wert seit 2017 dar.

Nach Angaben des RKI sind nahezu alle der gemeldeten Erkrankten aus dem letzten Jahr nicht oder unzureichend geimpft. Deshalb rät das RKI trotz des Rückgangs der Infektionen allen Menschen, die sich in ausgewiesenen Risikogebieten aufhalten, sich gegen das FSME-Virus impfen zu lassen.

Der Rückgang der FSME-Fallzahlen muss als eine Momentaufnahme verstanden werden. Nicht zuletzt durch die klimatischen Veränderungen gilt es das durch Zecken getriebene Infektionsgeschehen künftig genau im Blick zu haben. Das Team von Zecken-Radar leisten hierzu seinen Beitrag, indem die Zeckenforscher das Verhalten der kleinen Parasiten analysieren. So soll sich die Zeckenaktivität von morgen besser vorhersagen lassen.

 

*Fünf Prozent der 2021 gemeldeten FSME-Fälle konnten aufgrund eines technischen Fehlers nicht gezählt werden.